Berufsorientierung
Das Handwerk als attraktive und gleichwertige Karriereoption
neben akademischen Laufbahnen stärken.
Berufsorientierung: Handwerk als attraktive Karriereoption stärken
Die Handwerkskammer Aachen engagiert sich für eine Reform der Berufsorientierung, um das Handwerk als attraktive und gleichwertige Karriereoption neben akademischen Laufbahnen zu positionieren. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler frühzeitig für handwerkliche Berufe zu begeistern und ihnen praxisnahe Einblicke zu ermöglichen.

Werkunterricht an allen weiterführenden Schulen
Ein zentrales Anliegen der HWK Aachen ist die Wiedereinführung des Werkunterrichts als verpflichtendes Schulfach. Durch praktisches Arbeiten sollen junge Menschen handwerkliche Fähigkeiten entdecken und entwickeln. Diese Forderung wird auch vom Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT) unterstützt, der betont, dass praktische Erfahrungen essenziell sind, um junge Talente für das Handwerk zu gewinnen. Wenn Nordrhein-Westfalen Bildungsland Nummer eins in Deutschland werden will, müssen die Berufsorientierung und die praktische Vorbereitung auf das Leben einen viel höheren Stellenwert in den Schulen einnehmen. Nur durch eine echte Bildungswende kann der Fachkräfteproblematik entgegengewirkt werden. Allein im Kammerbezirk Aachen fehlen nach Schätzungen der HWK etwa 3.000 bis 4.000 Fach- und unzählige Hilfskräfte. Wer die Klimawende will, muss gleichzeitig auch „Ja“ zur Stärkung der beruflichen Bildung sagen. Das Handwerk steht bereit, jungen Menschen den Weg in eine gute Zukunft zu ebnen.
Mehr Praktika in der Schulzeit
Das ist auch die Forderung des Handwerks in der Region Aachen: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) unterstreicht die Bedeutung von Betriebspraktika als Instrument zur Fachkräftegewinnung und empfiehlt, diese stärker in den schulischen Alltag zu integrieren. Bundesweit soll an allen Schulen verpflichtend eine Berufsorientierung angeboten werden, insbesondere auch zu Karrierewegen der beruflichen Bildung im Handwerk. Das soll Jugendlichen die Berufswahl erleichtern und ihnen frühzeitig Perspektiven aufzeigen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es noch keine Praktikumsprämie. Die Handwerkskammer Aachen befürwortet eine solche, denn in Thüringen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt wird deutlich, dass diese als Anreiz für freiwillige Ferienpraktika interessant und wirksam ist.

Berufliche Bildung ist gleichwertig
Was das Handwerk ebenfalls fordert: Die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung muss gesetzlich festgeschrieben werden. Durch die Einführung von Titeln wie „Bachelor Professional“ und „Master Professional“ wird die hohe Qualifikation im Handwerk betont und die Gleichwertigkeit zu akademischen Abschlüssen verdeutlicht. Die HWK setzt sich für eine erhöhte Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung ein, um individuelle Bildungsbiografien zu fördern. Der Deutsche Qualitätsrahmen (DQR) unterstützt dies, indem er die Kompetenzen aus beiden Bildungsbereichen auf vergleichbaren Niveaus abbildet und so Übergänge erleichtert. Hierzu gehört aber auch ein gesellschaftliches Umdenken, dass nicht nur Abitur mit anschließendem Studium als Karrierebooster oder Bildungsaufstieg verstanden werden.
Tag des Handwerks an allen Schulen in NRW
Zum Schuljahr 2022/23 wurde für alle Schülerinnen und Schüler aller allgemeinbildenden Schulen in Bayern ein verpflichtender „Tag des Handwerks“ eingeführt, an dem handwerkliche Tätigkeiten nähergebracht werden und die attraktiven Berufsfelder des modernen Handwerks begleitend zum Unterricht praxisnah vorgestellt werden. Aus Sicht der HWK Aachen ist das ein vorbildstiftender Ansatz, der auch in NRW übernommen werden sollte. Hierzu führt die Kammer auf verschiedenen politischen Ebenen entsprechende Gespräche, um die Berufsorientierung weiter zu verbessern.


Freiwilliges Handwerksjahr einführen
Ein weiteres Vorzeigeprojekt kommt aus Schleswig-Holstein: das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ). Dabei lernen Jugendliche in vier jeweils dreimonatigen Praktika unterschiedliche Handwerksberufe kennen. Eine echte Win-win-Situation: Die Teilnehmenden erhalten eine praxisnahe Berufsorientierung, während die Betriebe die Chance haben, potenzielle Auszubildende kennenzulernen.
Aus Sicht der Handwerkskammer Aachen ist das FHJ die ideale Ergänzung zu den klassischen Schulpraktika. Denn innerhalb von drei Monaten bekommen die Jugendlichen einen realistischen Einblick in den Berufsalltag und die Abläufe in den Handwerksbetrieben – und können so eine deutlich fundiertere Entscheidung für ihre berufliche Zukunft treffen.
Deshalb setzen sich die Handwerkskammer Aachen und die sechs weiteren NRW-Handwerkskammern für eine Einführung des Freiwilligen Handwerksjahrs in ganz Nordrhein-Westfalen – idealerweise sogar bundesweit – ein.